Brief an Deutschland

 

Brief an Deutschland

Deepak Chopra  hat bestimmt nicht
geahnt, wie dieser Titel in meinem Land wirkt als er die Aufgabe zum Tag 18 seiner Meditationschallange ausgegeben hat, einen Brief an sein Heimatland zu schreiben.

Dieser Titel zieht garantiert solches Publikum an, das am wenigsten mit meinem Text anfangen kann. Aber das ist vielleicht gut so. Dieses Publikum hat es schließlich am nötigsten, die Wahrheit zu
hören.

Woran denke ich, wenn ich an Deutschland denke?

Ich denke an Nazis und an Hitler. Ich denke an Nationalstolz. Wie konnte so ein merkwürdiges Gebilde wie eine Nation überhaupt entstehen? Und warum sind auf der Welt zeitgleich so viele davon
entstanden? Ich denke, wenn man nur der Spur des Geldes folgen würde, würde man der Antwort näher kommen, Aber in der Geschichtsschreibung, wie ich sie kenne, geht es immer nur um Könige und
Kaiser und ab und an um Päpste und Propheten, nie aber um Kaufleute und Geldströme. Spätestens nach Marx müsste es aber doch diese andere Geschichtsschreibung geben!? Wieso kenne ich sie nicht?

Marx war übrigens auch Deutscher. Überhaupt waren viele Dichter und Denker deutsch. Und Ingenieure. Ich habe mal gehört, dass die innere (komplizierte) Logik der deutschen Sprache dazu führt,
dass die Deutschen so gut mit Technik umgehen können. Ich bin froh, diese schwere Sprache nahezu perfekt zu beherrschen. Aber in den letzten Jahren verwechsle ich öfter mir und mich. Das ist mir
früher nie passiert. Liegt wohl an Berlin. (Scheiß Berliner – nichmal richtig sprechen könnse! ;)) Ich muss hier weg! Deine Hauptstadt, liebes Deutschland, ist kein Aushängeschild. Die Berliner sind unhöflich, anonym, unverbindlich, kaltherzig und
frech. Das haben sie wohl noch aus der preussischen Zeit geerbt.

Aber kommen wir zu dem, was ich an Dir mag, liebes Deutschland. Ich mag es, dass ich freimütig einen Brief an Dich schreiben kann und ihn im Internet veröffentlichen kann, ohne Restriktionen
befürchten zu müssen. Das ist nicht selbstverständlich – ich kenne auch andere Zeiten, als Du Dich teilweise deutsch und demokratisch schimpftest. Ich kann (immer noch) offen schreiben, dass ich
dich für militaristisch und geldgelenkt halte. Aber damit unterscheidest Du Dich leider nicht vom Rest der Welt. Noch. Ich gebe die Hoffnung  nicht auf. Aber ich bin schon wieder beim Negativen; ich bin halt einer Deiner Söhne, liebes
Deutschland… 😉

Du bist schon komisch: Du hast eine Kanzlerin, die offiziell in der CDU ist, einer Partei, die für Fremdenfeindlichkeit und Egoismus steht, aber wenn man Angela Merkels Standpunkte mit denen
Thilo Sarrazins vergleicht, könnte man meinen, sie ist in der MLPD und Thilo in der NPD, Tatsächlich ist (oder war) dieser Volksverhetzer aber in der SPD, einer Partei, die sich Arbeiterpartei
nennt. Ich schreibe mich in Rage. Lassen wir die Politik.

Was gibt es sonst über Dich zu sagen?

Du bist ein Land der Alkoholiker und Fleischfresser. Damit bist Du zwar nicht ganz alleine, aber im Hinblick auf die ganze Welt schon fast einzigartig. Du bist flächenmäßig relativ klein im
Verhältnis zu Deiner Macht in der Welt. Viele bewundern Dich um Deine Automarken. Leider gehört dem Individualverkehr die Zukunft nicht. Aber Du wirst Dich schon anpassen können. Du liegst am
Meer im Norden und an den Bergen im Süden und dazwischen ist wasserreiches und fruchtbares Land. Noch.

Du hast eine wechselvolle Geschichte hinter Dir und warst so ziemlich alles schonmal außer demokratisch. Aber was nicht ist, kann ja noch werden… 🙂

Ich glaube, wenn Jesus wiederkommen würde, wäre er Deutscher. Weil, wer könnte besser mit Schuld
umgehen, als er? 😉

Du bist ein reiches Land und trotzdem haben die Menschen nicht genug Nahrung. Sie können sich Gift in Supermärkten und Restaurants kaufen und tun das auch, aber wenn sie wirkliche Lebensmittel
kaufen wollen, die diesen Namen auch verdienen, sind sie in Dir falsch. Aber wer braucht schon Lebensmittel, wenn man Auto fahren kann… Von der Maslowschen Bedürfnispyramide haben deine Lenker
keine Ahnung mehr. Früher, als Du noch Teil des römischen Reiches warst, waren Deine Lenker klüger, denn sie wussten „Brot und Spiele braucht das Volk!“ (Anmerkung: Damals war Brot noch nicht
giftig.).

Liebes Deutschland, ich will langsam zum Schluss kommen. Alles in Allem bin ich dankbar, in Dir zu leben, aber verzeihe es mir, wenn ich aus wettertechnischen Gründen trotzdem auswandern werde
:).

Grüße

Dein Sohn Uwe

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Ich lebe also ganz nach dem Motto: „Wer will, findet Wege – wer nicht will, findet Ausreden!“ Und ich will das Paradies auf Erden. Nichts weniger.

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anderer auf genau die Dinge richten, die sie doch hassen – traurig…)

4 Kommentare zu „Brief an Deutschland“

  1. Gut geschrieben!
    Und ich stimme Dir inhaltlich weitgehend zu – bis auf das mit den Berlinern.
    Letztere halte ich im Durchschnitt für warmherziger als beispielsweise die Münchner.
    (Habe in beiden Städten mehrere Jahre gelebt.)
    Aber statistisch repräsentativ sind natürlich weder Dein Eindruck noch meiner 😉

  2. Lieber Uwe,
    ich bin Berlinerin und fühle mich nun persönlich getroffen. So gibt es eine Menge Menschen in dieser Stadt, abgesehen von mir, die dir nie begegnet sind und nie die Möglichkeit hatten, unhöflich, unverbindlich und kaltherzig zu dir zu sein. Außerdem gibt es doch kaum noch Ur-Berliner in Berlin. Die Berliner, die jetzt hier sind, stammen aus allen Teilen der Welt und nehmen mich überaus freundlich auf, da, wo ich auch selbst mit offenem Herzen und offener Haltung hingehe. Wenn es in einigen Bezirken anders ist, ist das ein Problem, so wie jede andere Stadt auch ihre Probleme hat.
    Ich bin in einem Verein, Sportclub, Trommelkurs und kenne viele Menschen, die interessante Ideen haben und Dinge tun. Leute, die mir zeigen, wie ich meditieren kann, die mich inspirieren, mir was beibringen, Leute, die mit mir ihre Kultur aus anderen Ländern teilen etc.
    Das große Herz verbirgt sich oft hinter einer harten Schale, und was wäre das langweilig, wenn man nicht ein wenig hinter diese Fassaden schauen müsste, wenn alles gleich offensichtlich wäre? Wer will das schon? Was mich betrifft, wähle ich aus, wem mein Herz zuteil wird, damit nicht jeder irgendwie drauf rumtrampeln kann. Dabei bin ich etwas vorsichtiger und lerne die Personen gerne kennen. (Obwohl ich deswegen nicht unfreundlich bin.)
    Wenn mich jemand in der Bahn oder auf dem Bahnhof anpampt, pampe ich zurück oder lasse es halt. Ist mir egal, weil diese Person nicht zu jenen gehört, die mir wichtig sind. Die haben mit Sicherheit ihre eigenen Probleme. Stress zum Beispiel. Leider ein kollektives Problem, berlinweit, deutschlantweit, weltweit.
    Weil sich viele Menschen einigen wenigen unterordnen. Will ich mich dagegen wehren, stehe ich relativ allein da. Das Tier Mensch macht sich unter sich selbst leiden und ich wünschte ich könnte irgendwas zu irgendwem sagen, der verantwortlich ist und das ganze sinnlose Treiben und Leiden beenden kann. Klar, ich kann auch was tun und tue es, aber gegen Masseninstrumentalisierung fühle ich mich bisweilen machtlos.
    Da komme ich auf mich selbst zurück. Deutschland, das bin ich und bin es gleichzeitig nicht. Mein Herkunftsland ist es, und gleichzeitig ist meine Herkunft das Tier Mensch. Und das hat eine Verantwortung, die es zu großen Teilen (noch) nicht zu tragen schafft. Und ich hoffe wirklich, “noch” nicht. Sonst sterben wir aus. So einfach ist das.
    Im Grunde genommen ist die Antwort auf die Frage wohl das eigene Mitgefühl, Geduld mit den Mitmenschen, schauen, was hinter ihrem Verhalten steckt, auch wenn sie gerade wütend sind.
    Und ich verrate was: Ich bin teilweise dann wütend, wenn ich mich hilflos und ängstlich fühle, und das ist nicht nur bei mir so, denke ich. Menschen sind nicht wütend oder unfreundlich, weil es ihnen Spaß macht.
    Andere Frage: Wenn mir jemand sagt, ich sei unfreundlich, von vornherein, wie soll ich reagieren?

    Leider hat jetzt dieses Thema den gesamten Kommentar eingenommen. Und er wirkt jetzt vielleicht auch ein wenig unfreundlich. Aber kaltherzig, das nehme ich nicht hin.
    Tatsächlich kann ich zu guter Letzt nur sagen, dass ich außerhalb Berlins studiert habe und unbedingt wieder zurückwollte, weil ich mich hier frei und wohl fühle und alles ein bisschen ungeordneter und weniger zwanghaft ist. Trotzdem werfe ich meinem Studienort nichts vor und habe dort ebenfalls Freunde gefunden.

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