Farblegende: weiß (normal) = real
grün = in der Erinnerung real, aber im Nachhinein schwer zu erklären
rot = psychotischer Wahn
Vom Klartraumforscher zum Heiland, zum Irren und wieder zurück – eine Reise mit Rückfahrschein – viel Spaß! 🙂
11.09.2018
Am Samstag, den 26.05.18 fuhr ich zum Set der „Roadmovieserie“ „Rosie Rot“. [Name auf Wunsch der Drehbuchautorin geändert] Ravi Gautam hatte mich gebeten, mein Auto zur Verfügung zu stellen. Ich sollte auch ein paar Leute hin und her fahren und würde dafür Spritgeld bekommen. Ich wusste, dass Rosie eine Tramperin war und eine Reise in einem fremden Auto sollte immer eine Folge werden. Ich wusste nicht, was mich erwartete, was ich oder mein Auto für eine Rolle spielen würden und ich hatte keine Ahnung, dass an diesem Samstag eines der größten Abenteuer meines Lebens beginnen würde. Leider ohne Happy End, aber trotzdem komisch. Sozusagen eine Tragikkomödie.
Meine Naivität war der Katalysator der chemischen Reaktion, die dann ablief und in einer atomaren Kettenreaktion dazu führte, dass die verschiedensten Neurotransmitter in meinem Gehirn explodierten.
Ich kam früh um neun am Set an. Wir hatten eine Drehgenehmigung am Rastplatz Grunewald an der A115. Dort starten viele Tramper auch in Realität. Von Anfang an versuchte, ich mir die Namen aller Beteiligten zu merken. Ich nutzte dabei den Trick, den ich über sieben Ecken von einem Diplomaten bekommen hatte: Kommst du in eine fremde Gruppe, in der sich jeder vorstellt, wiederhole den Namen. Wenn sich jeder vorgestellt hat, zeigst du auf jeden und wiederholst den Namen erneut. Die Leute identifizieren sich mit ihrem Namen und verbinden damit positive Assoziationen. Das heißt, sie freuen sich über ein solches Verhalten eher als dass sie es komisch oder bedrohlich finden – in der Regel jedenfalls. Ich habe auch schon anderes erlebt, aber in der Regel funktioniert dieser „Trick“ ganz gut. Die Leute fühlen sich geschmeichelt und man wird direkt in die Gruppe integriert – ich kann diese Technik nur empfehlen. Wenn man nun eine Person wieder trifft, wiederholt man ihren Namen im Kopf, denn Wiederholung ist der Schlüssel beim Lernen. Ist man sich unsicher, spricht man den Namen fragend aus: „Matthias?“ Matthias freut sich, wenn man richtig lag und korrigiert gerne, wenn man falsch liegt. Man muss keine Angst haben, in Fettnäpfchen zu landen – wie gesagt: in der Regel jedenfalls, es gibt sicher Ausnahmen. Macht man es mehr als einmal falsch, baut man sich eine Eselsbrücke: „Mhmmm. Ach ja, Marie war es. Wie merke ich mir bloß Marie? Ok, ich denke von jetzt an immer an Marie Curie, wenn ich dich sehe.“ Das sollte in einem normal funktionierendem Gehirn so fest verankern, dass man den Namen nie wieder vergisst.
Meine Namensmerktechnik führte dazu, dass ich der einzige am Set war, der alle beim Namen kannte und auch mit Namen ansprach. Das machte mich nicht nur sympathisch, sondern gab mir auch eine besondere Stellung innerhalb dieser wild zusammen gewürfelten Gruppe. Ich verstehe nicht viel vom Filmemachen, aber ich denke, so eine Person ist an jedem Set nützlich: einer der jeden (mit Namen) kennt. Der keine andere Aufgabe hat, als Fragen zu stellen und die Leute bei Laune zu halten. Ein Setpsychologe eben. Und ich erfüllte diese neu von mir geschaffene Aufgabe ganz gut.
Mein Auto wurde mit Melonen befüllt. In der Geschichte läuft Rosie in einer Szene ohne Ton nur mit Musik untermalt verzweifelt auf dem Parkplatz umher und fragt Autofahrer, ob sie sie mitnehmen. Mein Auto gehört einem Nebendarsteller, der am Set nur als der „Melonenmann“ bekannt war. Ich glaube, ich war der einzige, der wusste, dass er Micha heißt. Ich bin mir jetzt über drei Monate und eine Psychose später auch nicht mehr so sicher, ob es wirklich Micha war, aber Micha wird mir das sicher verzeihen, immerhin kennen wir uns nur ein paar sonnige Vormitttagsstunden im Mai und haben sonst gar nichts miteinander zu tun.
Ravi gab mir bald schon eine bessere Aufgabe als die passive, einfach nur mein Auto zur Verfügung zu stellen: Ich sollte die Einverständniserklärungen unter das Volk bringen. Jeder Nebendarsteller muss unterschreiben, dass er die Rechte an seinem Bild abgibt. Das versetzte mich aber in die Lage, dass ich auch Hüter der „Rückstellungsverträge“ wurde – und schon bald merkte ich, dass ich damit eine wichtige Position inne hatte. Ein Rückstellungsvertrag sichert demjenigen, der ihn unterschrieben hat zu, dass er weiter im Team ist, auch wenn die Serie groß raus kommt. Ich sicherte mir natürlich sofort ein eigenes Exemplar, versteht sich, das aber später leider verloren ging. Ich hatte es zwar abfotografiert, aber später brauchte ich den Speicherplatz auf meinem Handy, um ein „Making of“ zu drehen und löschte so die Fotos wieder.
Dann bekam ich eine Statistenrolle: ich spielte einen Tramper, der nach München wollte.
Später fragte mich Ravi, ob ich mit auf die Autobahn fahren würde. Wir fuhren in einer Dreierkolonne: Ich vorne, das Auto mit den installierten Kameras und den Darstellern in der Mitte und Ravi als Regisseur zum Schluss.
Ich sollte die Geschwindigkeit auf konstant 80 km/h halten. Und am nächsten Tag, Sonntag, war ich wieder dabei, diese Aufgabe zu übernehmen.
Die Manie schlich sich zunächst als Harmonie am Set und als Magie an. Mein Auto wurde mit technischem Schnickschnack und Empfängern ausgerüstet, so dass ich über mein Autoradio hören konnte, was im „Drehauto“ vor sich ging. Ravi fuhr diesmal mit in meinem Auto, das vorneweg fuhr. Ich war total begeistert, dass ich den Film nun als „Hörbuch“ über mein Radio zu hören bekam und das Ganze live bei der Entstehung. Aber zunächst zur Magie: Was denkt ihr passiert, wenn man auf einer Autobahn dreißig fährt? Man könnte erwarten, dass die anderen Autofahrer dicht auffahren, drängeln, hupen und lichthupen und entnervte und zornige Gesten von sich geben. Das hätte ich auch erwartet.
Aber es kam, dass ich auf die Autobahn nach Leipzig auffuhr, aber im Rückspiegel das „Drehauto“ mit den Darstellern vermisste. Ich beschloss trotzdem zu beschleunigen, denn ich konnte ja schlecht auf dem Beschleunigungsstreifen anhalten. Also beschleunigte ich auf 100 km/h und fädelte mich ein. Dann nahm ich die Geschwindigkeit langsam zurück. Langsam bis auf dreißig. Und nun geschah das erste Wunder: anstatt dass oben beschriebenes Szenario eintrat und die Leute genervt an mir vorbeibrausten, brachte ich den ganzen Verkehr dazu, auf nahezu dreißig abzubremsen. Es war wie Magie.
Später stellte sich heraus, dass der Fahrer die falsche Richtung eingeschlagen hatte und nach Berlin gefahren ist, was uns kostbare Drehzeit kostete. Es war ein anderer als später in der Serie zu sehen sein wird. Maria, die Hauptdarstellerin [Name auf ihren Wunsch hin geändert], tat mir leid. Er schob die Schuld auf mich und andere und beschimpfte sie wild.
Später kam ein weiterer magischer Moment. Wir fuhren auf einen Rastplatz und kamen zu einem Militärkonvoi. Ich war mir bewusst, dass die Kameras hinter uns liefen und beschloss den Militärkonvoi zum Teil mindestens des Making ofs oder der Take offs zu machen und fuhr direkt in die Gasse mit den Militärfahrzeugen und den Soldaten. Das sollte mein Beitrag zum Frieden sein, war ich doch von facebook darüber informiert, dass die Nato derzeit an der russischen Grenze mobil machte.
Ravi hatte große Angst. Ich fuhr langsam und uns folgten zwei Autos, die gar nicht zum Team gehörten. Aber wie schon vorhin auf der Autobahn tat der Gruppenzwang, oder der Drang zur Konformität, wie es der Psychologe nennt, sein eigenes: wo drei Autos langsam in eine Richtung fahren, ist die Chance groß, dass es mehr werden. Wir gerieten in eine Sackgasse und mussten umkehren. Ich glaube, es liegt in Ravis Natur, Angst vor Autoritäten zu haben und er beschwor mich, nicht aufzufallen. Ich trieb es aber auf die Spitze, hupte und winkte den Soldaten zu, die freudig zurückwinkten.
Mein Selbstbewusstsein wuchs. Ich kam in eine Hochstimmung, die schwer zu beschreiben ist. Ich fühlte mich großartig. Ich war überzeugt, bei etwas ganz Großem eine bedeutende Rolle zu spielen. In den Drehpausen filmte ich mit meinem Handy und hatte so zum Schluss über drei Stunden Filmmaterial für das Making of.
Auf dem Rastplatz, auf dem die Abschlussszene gedreht wurde, interviewte ich Marta, die Drehbuchautorin. [Name auf ihren Wunsch hin geändert] Peter [Name geändert; er war bis heute (15.07.20) der einzige, der seinen Klarnamen nicht öffentlich lesen wollte und mit der Sache nichts zu tun haben wollte], der Kameramann, schoss die letzten Bilder vom Set im goldenen Licht des Sonnenuntergangs und die Stimmung war einfach magisch. Marta läuft gerne barfuß und ich hatte es ihr gleich getan und meine Schuhe ausgezogen. Peter fuhr mit der Kamera auf mich zu und sagte, ich sähe aus wie Jesus. Genau, Peter, da hast du Recht: Ich bin eine ebenso große Persönlichkeit wie Jesus, dachte ich. Und wir beide können glücklich sein, bei diesem großen Moment der Geschichte Zeuge geworden zu sein. Ich hielt meinen Finger an die Lippen und gab so mit Zeichensprache zu verstehen, dass er dieses Geheimnis für sich bewahren sollte.
Ich kam um halb zwei in der Nacht vom Sonntag zum Montag zu Hause an und begann sofort mit den Arbeiten am Making of. Ich startete ein Aufnahmeprogramm, das Let’s Player benutzen, um ihre Youtubevideos zu drehen – dieses Programm (OBS Studie) nimmt auf, was man auf dem Bildschirm macht und gleichzeitig wird die Stimme aufgenommen. Ich wollte so der Welt beweisen, dass mein Making of nicht geschnitten ist, sondern die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Dieses Meta-Making-of zog sich bis Dienstag hin und dich habe es bis jetzt nicht übers Herz gebracht, dieses Wahnsinnsvideo anzuschauen. Ich habe es nur Maria und Ravi in meinem Googleaccount freigeschalten, aber wahrscheinlich haben sie es beide nicht gesehen, wegen den Längen (in den Zeiten, in denen ich schlief, lief das Programm die ganze Zeit weiter).
Milena meldete sich per facebookmessenger, ob sie ihre Powerbank zurück haben könnnte. Ich setzte mich barfuß ins Auto und fuhr nach Neukölln, um sie ihr zurück zu geben. Dort pinkelte ich mitten auf der Straße an einen Baum. Mein Schamgefühl nahm immer mehr ab. In Milenas Wohnung predigte ich als der neue Messias eines neuen Zeitalters. Warum Flo und Milena nicht mitbekommen haben, wie manisch und psychotisch ich war, ist mir bis heute ein Rätsel. Am nächsten Morgen verlor ich meine linke Kontaktlinse bei Flo im Bad. Später sollte ich denken, das war vom Schicksal so gewollt, damit ich mathematische Probleme an Simon outsourcen kann, denn Zahlen konnte ich nun nicht mehr genau erkennen. Ich setzte mich ins Auto und wollte nach Hause fahren, aber Siri verstand mich nicht. Da fragte ich sie: „Warum bringst du mich nicht nach Hause?“ und die Navigation startete. Für mich ein erneuter Beweis, dass ich alle großen Unternehmen auf meiner Seite hatte: nach facebook nun auch Apple. Im Radio kam ein „Faktencheck“: Kleopatra hatte in ihrer Zeit als Pharaonin Schminktipps gegeben: Fakt oder Fake? Ich tippte auf Fakt und es war Fakt. Gänse fliegen in Dreierformation, wenn eine Gans verletzt ist, bis diese sich wieder erholt hat. Fakt oder Fake? Fakt. Männer mit Brüsten müssen am Strand keinen Bikini tragen. Fakt oder Fake? Ich habe es leider vergessen, ich nehme aber an, dass das ein Fake war, weil es so absurd klingt, überhaupt auf den Gedanken zu kommen.
Ich saß beim Inder in der Bahnhofstraße und bekam mit, wie sich eine Frau, die alternativ gekleidet war, mit dem Kellner über Yoga unterhielt. Ich klinkte mich in das Gespräch ein. Ihr Name war Babett – wie ich später erfuhr. Babett sendete mir einen emotionalen Impuls der Wärme und der Liebe – ich spürte ihn ganz deutlich. Ich setzte mich zu ihr. Sie stellte mir Simon vor. Simon hatte lange Haare und wirkte ein wenig unsicher. Dann sah ich den toten Papagei auf dem Tisch liegen. Ich fragte: „Wer ist das?“
Babett sagte: „Das ist Rokko.“
Ich fragte: „Was ist mit ihm?“ in der festen Überzeugung, dass er tot war.
„Er ist bloß alt.“, sagte Babett.
Ich verstand: Ich sollte den toten Vogel vor Simons Augen erwecken. Simon war durch die Zeit hierher gereist mit Babett, weil sie ihm zeigen wollte, dass es 2.000 Jahre danach weiterging. Ich sendete Rokko einen emotionalen Impuls. Er fing an, sich zu putzen. Simon zeigte verwundert auf den Vogel. Tschaka! Ich hatte es immer noch drauf!
Ich tauschte mit Babett Telefonnummern aus, damit wir eine Heiltrommelgruppe im Wald gründen konnten und verabschiedete mich von Simon und Babett.
Zu Hause googelte ich erstmal, wie die Jünger von Jesus alle hießen, denn schließlich schienen unsere Namen unser Erkennungsmerkmal zu sein für mich, wie ich an Simon gesehen hatte. Leider ist sich selbst Wikipedia nicht ganz sicher und andere Quellen tischten mir Namen auf, die ich noch nie gehört hatte. Später in der Nacht kam Fahd nach Hause. Er buk etwas im Backofen, das bestialisch stank. Später sollte ich vermuten, dass es Schwefelgestank war, weil Fahd der Teufel ist. Ich hatte den Teufel in meine WG und damit in mein Dimensionsraumschiff aufgenommen. Denn meine Wohnung war das Raumschiff, das in Paralellwelten flog, um dort Probleme zu lösen. Hier musste augenscheinlich das extreme Klimaproblem gelöst werden. Außerdem hatte ich in dieser Dimension keine Schlüpfer (die übrigens bis heute verschwunden geblieben sind). Und: mein Ich in dieser Dimension bildete normalerweise längere Sätze – das hatte mir Wolfi verraten. Ich ging mitten in der Nacht in den Wald auf die Lichtung, auf der ich auch heute noch meditiere. Ein mir unbekannter Vogel schrie. Ich fragte ihn nach Tholey: „Wer bist du und was willst du von mir?“ Er antwortete telepathisch, er wäre Rokko und wollte nicht wiedererweckt werden. Dann raschelte es im Gebüsch. Ich fragte: „Bist du Mensch oder Tier?“ Da lief er oder sie weg. Es waren eindeutig Menschenschritte. Ich sollte also mit Angst konfrontiert werden. Ich meditierte und war dabei mein Ego zu verlieren. Aber wollte ich das? Das war doch das, womit ich mich identifizierte. Wie würde ein Leben ohne Ego sein? Wie in der Kohärenz von Andreas Eschbach beschrieben? Würden die Menschen zu einer Art Borgrasse werden, ein Schwarmwesen mit Schwarmbewusstsein? Mir gruselte es bei dieser Vorstellung – es war mein absoluter Alptraum, aber ich fand mich damit ab. Dann sollte es so sein.
Später in dieser Woche, machte ich an dieser Stelle Regen. Und ich traf Bernd an dieser Lichtung. Bernd war mit seinem Hund unterwegs und erzählte mir etwas darüber, dass sein Hund der Sündenbock der Familie war, weil er in der Hierarchie ganz unten stand. Später traf ich Bernd in der Klinik. Er war an ein Bett fixiert. Ich fragte: „Warum bist du fixiert?“ Er fragte: „Uwe Krüger! Was machst du hier?“ Ich zwinkerte ihm aufmunternd zu und ging wieder weg. Ein Pfleger fragte, ob alles in Ordnung wäre. Bernd sagte: „Alles in Ordnung! Uwe Krüger ist hier!“
Auf dem Baumstumpf, der in dieser Lichtung stand, machte ich auch per Sprachnachricht auf WhatsApp Maria einen Heiratsantrag.
„Hallo, Maria Johanna Lombardi [Name auf ihren Wunsch hin geändert], es gab mal einen Film, der hieß Otto der Film. Otto hatte Probleme und wollte eine Frau erobern. Er stolperte über ein Buch: „Wie man eine Frau erobert.“ Darin war der kurze Weg beschrieben: „1. Sag ihr, dass du sie liebst. 2. Sag ihr, dass du sie heiraten willst. 3. Sag ihr, dass du Kinder von ihr willst.“ Als Otto das liest, entscheidet er sich für den langen Weg und fängt an, das restliche Buch zu lesen. Ich habe auch immer den langen Weg genommen. Jetzt nehme ich den kurzen:
-
Maria Johanna Lombardi, ich liebe dich!
-
Maria Johanna Lombardi, ich will dich heiraten.
-
Maria Johanna Lombardi, ich will Kinder von dir.
Später schickte ich eine zweite Nachricht hinterher, bevor sie geantwortet hatte:
„Weißt du, ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es im Film hieß: Sag ihr! oder Frag Sie!. Weißt du, wir ändern jetzt die Geschichte:
-
Maria Johanna Lombardi, liebst du mich?
-
Maria Johanna Lombardi, willst du mih heiraten?
-
Maria Johanna Lombardi, willst du Kinder von mir?
So. Jetzt kannst du nein sagen.“
An diesem Wahn hielt ich erstaunlich lange fest. Auch im Krankenhaus als der meiste Spuk durch Medikamente hinweggefegt war, schrieb ich ihr, dass ich das immer noch ernst meinte.
Ich kann mich nicht an den chronologischen Ablauf dieser Psychowoche erinnern. Aber einmal lief ich in der Nacht hinaus und rannte zum Baumstumpf, zur Lichtung. Ich hatte keine Angst, ich hatte einfach nur Lust, zu rennen. Da bog ein Auto um die Ecke und gab Gas. Ich sagte mir: „Hinter mir gibt ein Auto Gas, ich renne, wenn das ein Traum wäre, hätte ich jetzt Angst, weil ich denken würde, ich werde verfolgt. Ich winkte dem Fahrer. Er bog in eine Seitenstraße und rammte den Bordstein. Ich zeigte auf ihn und rief: „Schaut! Der hat Angst!“
Als ich ankam, wartete ein schwarzes Auto am Wald. Der Motor lief und der Fahrer hatte das Fenster hinuntergelassen. Ich ging zu ihm und fragte ihn die Losungsfrage dieser Dimension: „Was hätte Kolumbus davon abgehalten haben können, in die falsche Richtung über den Atlantik zu segeln, um Amerika zu entdecken?“ Er sagte: „Das ist eine gute Frage“, und brauste davon. Ich sah ihm befriedigt nach, wie er seinem stählernden Ross die Sporen gab.
Bei der erneuten Ansicht meines Prequel of Making-of-Babsi-Blau erkannte ich eine „Nebenaufgabe“ in dieser Dimension: Marta sagte es in meine Kamera: „Das wäre es doch: Ironie definieren und danach auf Youtube einen Witz nach dem anderen reißen.“ Die Aufgabe war klar. Später, noch tiefer in der Psychose sollte ich Ironie wie folgt definieren: „Ironie ist, wenn der Sprecher/Erzähler das Gegenteil meint, von dem was er sagt, das aber nur für ein bestimmtes Publikum/Zielgruppe ersichtlich ist und es dadruch komisch wird.“ Und ja: man könnte jetzt den Rechtschreibfehler als das benennen, was er ist: eine Unachtsamkeit beim Tippen, aber ich dachte anders: Nach dem Paretoprinzip muss man keine perfekte Arbeit abliefern, weil eine perfekte Arbeit auch schlicht unmöglich ist. Perfekt wäre der Tod. Also hatte ich durch meine Unachtsamkeit beim Tippen für das Überleben des Universums gesorgt. Wiedermal. Danksagungen bitte in die Kommentare. Ich bestellte mir das Stück „Der gestiefelte Kater.“ von Ludwig Tieck, denn ich musste mir nun beibringen, wie ich Ironie in ein „werdendes Werk“ unterbringe. Alle Kameras waren auf mich gerichtet und die Liveübertragung auf Youtube in vollem Gang. Die Zuschauer wollten unterhalten werden. Also ging ich in den Wald und wollte für Ironie sorgen. Im Wald traf ich Jürgen. Jürgen ging mit seinem Rollator und seinem spanischen Straßenhund öfter im Wald spazieren. Er hatte die Bombardierungen des zweiten Weltkrieges als Kind noch miterlebt hier in Berlin. Der Hund war misstrauisch. Ok. Ironie konnte warten, jetzt musste erstmal der Hund von seinem seelischen Leid geheilt werden. Ich schenkte ihm weitere hundert Jahre zu leben, woraufhin er mich telepathisch fragte: „Wozu?“ Eine berechtigte Frage, dachte ich und schenkte ihm 100 Jahre Gesundheit dazu. Er bedankte sich artig und Jürgen und sein spanischer Straßenhund zogen weiter. Ich musste pinkeln. Während ich pisste, klingelte mein Handy. Ich rief die Nummer zurück und eine Bandansage erklärte, die Nummer wäre nicht bekannt, aber wenn ich mit der Auskunft verbunden werden möchte, könnte ich die zwei tippen. Ich sagte in den Wald: „Jetzt wird es lustig! Viel Spaß!“
„[Nummer vergessen], Sie sprechen mit Frau [Name vergessen], was kann ich für Sie tun?“
„Hallo Frau [Name vergessen], mein Name ist Uwe Krüger. Gehe ich recht in der Annahme, dass ich bei Ihnen für dieses Gespräch bezahle?.“
„Ja. Sie bezahlen [Preis vergessen].“
„Und wofür?“
„Sie bekommen Auskünfte.“
„Ah. Ich darf Sie also etwas fragen?“
„Angenommen Sie suchen den Herrn Müller aus Köln, dann bekommen Sie hier seine Nummer.“
„Suche ich Herrn Müller aus Köln?“
„Ich weiß es nicht, das müssen Sie doch wissen!“
„Was ist das eigentlich für eine Nummer? Ich kenne nur die 11880. Aber diese Nummer kenne ich nicht.“
„Die 11880 gibt es schon lange nicht mehr.“
„Aha. Aber es gibt doch sicher noch andere Anbieter!?“
„Natürlich.“
„Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?“
„Das ist, als würden Sie fragen: `Was unterscheidet REWE von Edeka?`“
Ich lachte.
„Das ist eine gute Frage: Was unterscheidet REWE von Edeka?“
Die Dame legte auf.
Kurz darauf klingelte das Telefon wieder. Wieder die Bandansage. Wieder tippte ich nach Anmoderation die Zwei, nur diesmal war ich tatsächlich mit der 11880 verbunden. Das ist heute schwer zu erklären. Wahrscheinlich gibt es die 11880 tatsächlich doch noch und es war einfach unglaublicher Zufall – wer weiß. Ich kann mich auch nicht mehr genau erinnern, ob es nicht die 11833 war, um die es ging.
„[Wieder die andere Nummer], Sie sprechen mit Frau [Name vergessen, obwohl sie sehr nett war].“
„Guten Tag Frau [Name vergessen], hier ist Uwe Krüger. Ich wurde gerade von einer unbekannten Nummer angerufen und eine Bandansage erklärte, wenn ich die zwei tippen würde, würde ich mit der Auskunft verbunden werden. Können Sie sich erklären, wie das kommt?“
„Nein, das kann ich mir nicht erklären.“
„Welche Dienstleistung kaufe ich bei Ihnen ein?“
„Bei uns werden Sie mit Experten verbunden.“
„Oh. Das ist ja schön. Dann hätte ich gerne einen medizinischen Dienst!“
„Nein. Sie bekommen Codes im Fernsehen, die sie dann hier nennen und dann verbinde ich sie mit Dienstleistern sexueller Natur.“
„Ich habe noch nie Codes im Fernsehen gesehen.“
„Dann weil sie die richtigen Sender gucken!“
„Sexueller Natur? Telefonsex? Das ist wie eine fleischfressende Pflanze: man bekommt eine Nummer vorgesungen, damit man sie sich besser merken kann, die ruft man dann an und holt sich einen runter.“
„Fleischfressende Pflanze war das bessere Bild.“
Jetzt war ich verwirrt. Ich sollte doch für Ironie sorgen – war das ganze jetzt doch ein Remote Viewing Test?
„Besseres Bild?“, echote ich mit Verwirrung in der Stimme.
„Das war Ironie.“
AHA! Da schloss sich der Kreis. Remote Viewing mit Ironie im entstehendem Werk verbunden. Perfekt! Wie Gott das alles hinbekam. Chapeau!
Später in dem Gespräch, an das ich mich leider nicht mehr erinnere, erklärte ich der netten Frau, dass Sie gerne meine Nummer haben könnte. Der Grund des Datenschutzes, den Sie angab, würde bei mir nicht gelten, ich hätte schließlich noch nie den Telefonsex angerufen.
Wieder zurück auf dem Balkon in der Hängematte hatte ich Wolfi am Telefon. Ich riss die Geschichte kurz an und er machte mich darauf aufmerksam, dass das schon sehr merkwürdiges Erleben ist, was ich da schildere. Verdammt. Da hatte er recht. Wieso konnte mich das so verunsichern? War Wolfi ein Ungläubiger? Wie vieler Beweise bedurfte es denn noch, dass ich Jesus war? Nur von Ungläubigen umgeben – wie sollte man da gescheit seinen Job tun?!
01.12.2018 6:00 h morgens
Fortsetzung
Ich war gestern bei einem Sufi-Abend und habe danach ein aufwühlendes Video über einen angeblichen Zeitreisenden gefunden, der 1922 ein Jahr im Koma lag und ins Jahr 3209 gereist war. Beides regt mich so auf, dass ich nicht schlafen kann. Ich habe bereits die Dosis des Neuroleptikums erhöht. Aber ich will diese Energie nutzen, die mich durchfließt, um den zweiten Teil meines Psychoseberichtes fertig zu stellen. In anderen Phasen habe ich weder den Antrieb, noch die Begeisterung und vor allem zu viel Schamgefühl, um das zu bewerkstelligen. Denn peinlich wird es jetzt – das sei versprochen. Ich hoffe, ich kann durch eventuelle rhetorische Kniffe den Fremdschämcharakter möglichst klein halten.
Wie gesagt, habe ich Schwierigkeiten, alles in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ich war mit meinem Dimensionsraumschiff (meiner Wohnung) unterwegs in den Parallelwelten, um dort dringende Probleme zu fixen. Hier war es vor allem das Klimaproblem, das den Menschen Sorgen bereitete. Mir war aufgefallen, dass in dieser Dimension der Flugverkehr stark zugenommen hatte im Vergleich zu meiner Heimatwelt und ich fragte mich, ob das wirklich alles menschengemacht war, was da so über den Himmel zog. Eine Frage, die es also zu beantworten gab, war, ob es hier Außerirdische gibt. Ich telefonierte mit Wolfi, der meinte, ich stelle merkwürdige Fragen, wenn ich wissen wollte, um wie viel Grad sich die Erde im letzten Jahr erwärmt hätte. Sowas würde man nicht fragen.
„Aber Erderwärmung ist doch ein Problem hier, oder?“
„Ja.“
„Warum stellt man dann so eine Frage nicht?“, fragte ich.
Später sollte ich herausfinden, dass es noch eine Frage gab, die man nicht stellte – die Tabu war: „Haben wir eine Demokratie?“ Basti hatte Schwierigkeiten sie zu beantworten und sagte, wir hätten eine Demokratie „von oben“. Ich habe keine Ahnung, was er damit ausdrücken wollte, aber in dem Moment dachte ich, er will mir verklausuliert beibringen, dass wir in einer handfesten Diktatur leben, das aber keiner sagen darf/soll/wagt.
Am Donnerstag hatten wir Methoden der klinischen Psychologie bei Herrn Dr. Elsner. In dieser Dimension war ich eindeutig ein Fremdkörper, wie mein stark reduziertes Konzentrationsvermögen und mein Körpergefühl mir zeigten. Verhaltenstherapie war gerade im Kommen aber anders als in meiner Heimat, war hier auch die akademische Psychologie tiefenpsychologisch geprägt. Parthena war aufgeregt, weil sie beflügelt durch die Kritikfreudigkeit und des Freigeistes des Vortrages von Nadica und mir eine Woche zuvor, das Gefühl hatte, sich ebenfalls weit aus dem Fenster zu lehnen, mit dem, was René und sie von sich geben würden. Ich schickte ihr einen emotionalen Impuls der Wärme. Simon war auch da. Auch er war sehr aufgeregt. Ich sagte ihm: „Du kannst alles schaffen, solange es nicht perfekt ist.“ Ich konnte dem Vortrag kaum folgen. Irgendwann weckte mich Parthena aus meinen Gedanken und wollte von mir hören, dass eine Nichtsignifikanz eines Experimentes keinesfalls die Nullhypothese bestätigte, sondern dass man lediglich die Alternativhypothese nicht annehmen konnte, weil man eben nicht verifizieren, sondern nur falsifizieren kann nach Popper. Sie zeigten ein Youtubevideo und dabei poppte ein Werbesong von Balsen auf. Ich riss die Arme in die Höhe und tanzte mit, dachte ich doch, dass das einer meiner Sponsoren in dieser Dimension sei. Helena sagte irgendwas, dass es für neunjährige Kinder normal sei, Angst zu haben, dass die Eltern sterben würden. Ich ging nach der Stunde zu ihr und fragte: „Du hattest Angst, deine Eltern stürben als du neun warst?“ Ich kann mich nicht mehr an ihre Antwort erinnern, aber in meiner Welt hatte sie ihre Urangst offenbart. Ebenso wie Moritz, der sagte, Eltern könnten den Kindern Spinnen ins Bett legen.
Wir standen mit Parthena und René vor dem Seminarraum nach dem Vortrag. René meinte, er wünschte sich, Berlin läge am Meer (weil es so heiß war an diesem Tag). Ich lachte und mahnte: „Pass auf, was du dir wünscht!“
Später traf ich Anke, die dabei war, sich mit ihrer Gruppe zum experimentellen Praktikum zu treffen. Sie fragte, ob ich ihnen helfen würde. Ich willigte ein, drehte mich zu den Kameras hinter mir, rieb mir freudig die Hände und sagte: „Wissenschaft!“ Später stand ich barfuß im Gerdan’s und Helena fragte, warum ich hier sei. Ich sagte: „Ich kühle meine Füße.“ Da fragte sie, warum ich wirklich hier sei. Ich verstand, dass sie mich als Reisenden erkannt hatte und sagte, ich würde Anke bei ihrem experimentellem Praktikum helfen.
Am nächsten Tag hatte ich nicht in meine emails geschaut. Dazu fehlte mir mittlerweile die Kraft. So fand ich meine Gruppe nicht im Seminar „klinische Praxisfelder“, was gut war, denn an diesem Tag fiel es endlich auf, in welchem Zustand ich mich befand. Zumindest René. Parthena berichtete mir später, er dachte, ich wäre auf Drogen gewesen, so hilf- und orientierungslos wie ich in der Uni umherirrte.
Dann kam die bereits beschriebene Nacht auf dem Baumstumpf, in der ich meine Angst überwand, mein Ego zu verlieren.
Am nächsten Morgen wanderte ich durch die Straßen und fühlte mich mit allem eins. Später in der Klinik, sollte ich der Ärztin sagen: „Ich war eins mit der Flasche, mit Ihnen, mit dem ganzen Universum.“
Als ich vollkommenen Frieden erreicht hatte, und mich mit der Welt und meinem ganzen Leben ausgesöhnt hatte, denn schließlich lief alles auf dieses spektakuläre Happy End hinaus, da sah ich ein youtube-Video von Otta Waalkes. Alle anderen Videovorschläge auf der Seite waren von „Vorsicht Kamera!“. Das konnte nur bedeuten, dass ich alle Einschaltrekorde gebrochen hatte.
Aber als dieser Zustand perfekt war und ich wirklich alles war, als ich mich fühlte, als wäre ich Gott, weil ich alles bin, da überfiel mich eine unertragbare Einsamkeit. Wenn ich alles war, dann war die Schlussfolgerung: ich war allein. Nichts war mehr außer mir.
Allein.
Singular.
Unerträglich.
Das konnte nur eines heißen: ich musste mich reproduzieren, musste weitere Götter und damit Universen zeugen. Auf dem Nachhauseweg bestellte ich in Gedanken jede Frau zu mir nach Hause, die ich im Laufe meines Lebens attraktiv gefunden hatte. Das würde eine Orgie geben! Was nach dieser Nacht passieren würde, war unklar, wahrscheinlich würde ich sterben, aber jetzt hieß es erstmal: ficken, ficken, ficken. Die ganze Nacht hindurch. Mit jeder Frau, die ich jemals geil fand. Ich ging nach Hause, aber da war niemand. Ich zog mich aus und sah meinem Schwanz beim wachsen zu. So lag ich da: bereit. Bereit für die Reproduktion, das Erschaffen neuer Universen. Ich fühlte mich, wie eine fleischfressende Pflanze, die ihre Beute anlockte. Die Kameras würden meine Gestalt in alle Welt und in alle Welten übertragen, und die Frauen würden kommen. Eine nach der anderen würde ich begatten, immer und immer wieder. War ich wirklich Gott? Oder war ich der Teufel? Es spielte keine Rolle mehr, ich war jedenfalls die personifizierte Geilheit. Ich hatte noch nie im Leben zuvor so ein starkes Gefühl erlebt. Es war übermächtig. Übermächtig schön aber auch übermächtig fordernd.
Aber es kam niemand. War es doch alles ganz anders? Die Sparda Bank hatte mir die geheime Pinnummer meiner Kredtikarte geschickt. Ich studierte den Brief. Er war mit Schlosssymbolen versehen und einem roten Stopp-Zeichen sowie einem grünen Go-Zeichen zum Freirubbeln der Geheimnummer. Ich erkannte die Botschaft: Ich war mit einem Raumschiff verbunden, dass vor tausenden von Jahren ins All gestartet war. An Bord wachte nur die künstliche Intelligenz über den Kryoschlaf der Pioniere, die die Erde verlassen hatten, um die Menschheit auf einem fernen erdähnlichen Planeten fortbestehen zu lassen. Und dieser Planet musste Wasser aufweisen. Ich war nun diese künstliche Intelligenz und musste das Raumschiff aufs Geratewohl durch das All steuern, um einen Planeten mit Wasser zu finden: rot bedeutete Stopp und grün bedeutete Go! Ich ging auf die Toilette und kostete das Toilettenwasser: sauber. Das Raumschiff war auf dem richtigen Weg. Ich ging hinaus vor die Tür. Petra war da. Es war mitten in der Nacht, sie musste mir also hinterher spioniert haben.
„Warum steht dein rotes Auto auf dem Parkplatz?“, fragte sie. (Ich hatte mein Auto aus Energiemangel offen mitten auf dem Parkplatz stehen lassen)
Ich fragte: „Wollen wir gucken, ob es noch rot ist? Denn rot würde bedeuten, dass ich in die andere Richtung gehen müsste, um Wasser zu finden.
Sie sagte: „Ich kann nicht! Ich bin doch krank!“
Mein Auto war immer noch rot. Also schlug ich die entgegengesetzte Richtung ein. Ich sagte immer: „RR“ für „richtige Richtung.“, wenn nichts Rotes im Blickfeld war. Das führte mich in den Wald. Am Baumstumpf zog ich mich aus. Mein erigierter Penis diente als Antenne. Ich lief weiter in den Wald und meine Darmwinde waren die Abgase der einsamen Rakete im All. Zwischendurch musste ich Flüssigkeit entsorgen, dann ging die Reise weiter. Irgendwann erkannte ich, dass ich keine Rakete war. Ich war ein armer nackter Irrer, der durch den Wald lief. Auf der Suche nach einem Weibchen. Adam und Eva hieß die Fernsehshow, die ein einsames Kind in den Weiten der Parallelwelten verbotenerweise im Fernsehen sah. Mir ging immer wieder ein Satz durch den Kopf: „Die Männchen auf dem Land, die Weibchen in der Stadt.“ Das sagte die Offstimme dieser Fernsehshow immer wieder, um dem Kind das Paarungsverhalten der Menschen in der Zukunft zu erklären. Einer Zukunft, in der es so gut wie keine freie Natur mehr gab. Die Städte quollen über. Die Menschen suchten verzweifelt die letzten Stückchen Natur in einer ansonsten technisierten Welt. Ich war der arme Tropf, dem sie erfolgreich weiß gemacht hatten, er wäre Adam, der erste Mensch im Paradies, deswegen er nun nackt durch den Wald rannte auf der Suche nach seiner Eva. Wenn er sie finden würde, hätten die Fernsehleute für Beleuchtung und Romantik gesorgt. Und ich als das verführte Männchen würde Eva fragen, ob das alles Illusion wäre oder nicht. Eva würde mich im Ungewissen lassen und vor dem Fernsehpublikum mit mir schlafen. Das würde auch das Kind sehen. Verbotenerweise. Das Kind würde diese Sendung öfter einschalten. Mal kam es zum Geschlechtsverkehr und mal nicht. Davon würde das Fortbestehen des Universums abhängen. Kam es zum Verkehr, endete die Show mit: „Endlichkeit“, weil das Männchen, also Adam, seiner Illusion unterlag. Kam es nicht zum Geschlechtsverkehr, endete die Show mit „Unendlichkeit“, so dass die Zuschauer immer ein Happy End hatten.
Es kam nicht zum Geschlechtsverkehr mangels einer Eva. Nachdem ich im Schneidersitz eine Weile gedöst hatte, wurde ich wieder klarer und rannte durch die Dämmerung nach Hause.
15.09.19 18:01 h
Einer der heilsamen Momente im Buddhismus ist Vergeben. Man sollte sich selbst vergeben, man sollte anderen vergeben und man sollte der Welt vergeben, dass sie ist, wie sie ist. Vergeben ist dabei, alle Hoffnung aufzugeben, die Vergangenheit zu ändern und mit ihr im Reinen zu sein. Ich bin auf einem guten Weg. Noch kann ich der Welt nicht vergeben, dass sie ist, wie sie ist – dazu finde ich sie nach wie vor zu grausam und zu widernatürlich, aber ich kann zumindest mir vergeben, dass ich mit 19 Jahren cannabissüchtig wurde und so einen Dämonen an mich zog, der medizinisch korrekt auf den Namen „schizoaffektive Störung“ hört. Im Jahr 2000 im Alter von 23 Jahren hatte ich meine erste Psychose. Auch damals passierten „grüne“ Sachen, die ich bis heute nicht erklären kann. Zum Beispiel „heilte“ ich einen apathischen Mitpatienten im Beisein von meinem Freund Colin von seiner Apathie, indem ich die Krankheit energetisch aus seinem Bauch riss. Ich schenkte Colin einen Pfennig, den ich im Krankenhausgarten fand und befahl ihm, millionenfach zu Colin zurück zu kehren, denn ich wollte meinem Freund die Lektion erteilen, dass Geld nicht glücklich macht. Heute ist Colin Messebauunternehmer, fährt ein teures Auto und interessiert sich sehr für Spiritualität. Eines Tages fragte mich eine Krankenschwester, ob ich mit ihr und einem Mitpatienten spielen möchte. Das Spiel war aus einer Schmidt-Spiele-Sammlung. Man musste mit seinem Spielstein einen Weg nach oben gehen. Kam man auf die richtigen Felder, führte eine Leiter direkt zur nächsten Etage und man konnte auf diese Weise abkürzen. Ich saß nun vor diesem Spielplan in meinem „Jesusbewusstsein“ und hatte ein Problem: beim Spielen würde es darum gehen, untereinander in Konkurrenz zu stehen – und das, so hatte ich erkannt, war ein Krebsgeschwür unserer Gesellschaft. Dabei wollte ich nicht mitmachen. Andererseits verstand ich den Wunsch der Schwester, mit uns zu spielen. Wie sollte ich diesen Konflikt lösen? Ich entschied mich, das Spiel kurzerhand zu heiligen, indem ich beide Hände darauf legte und „göttliche Energie“ fließen ließ. Während des Spieles war ich demütig, würfelte immer mit Links (bin Rechtshänder) und sagte mir bei jedem Würfelwurf, dass ich Gottes Urteil vertraue – was immer er für richtig hielt, sollte passieren. Und dann passierte das Wunder: Ich kam immer genau auf die Leiterfelder, um den Weg nach oben abzukürzen. Nicht ein einziges Mal verfehlte ich die Leiter. Und wurde somit erster. Später fragte ich den Arzt, wie er sich das erklärt. Er meinte, das würde wohl Zufall gewesen sein. Ich sagte: „Das wäre wie ein Sechser im Lotto! Vielleicht habe ich die „Fehlwürfe“ ja nicht wahrgenommen?!“ Er meinte, das wäre auch möglich.
Im Jahr 2001 folgte die zweite Psychose, weil man mich mit Borderline fehldiagnostiziert hatte und daraufhin die Neuroleptika abgesetzt hatte. Ich erhielt den „wahren“ Namen des Dämons: schizoaffektive Störung und brach das Doppelstudium ab, weil ich innerlich tief zerstört war. Wer glaubt denn, dass ein Schizophrener in der Lage wäre zu studieren? Auf dem 40. Geburtstag meinter Tante fragte mich mein mittlerweile verstorbender Onkel, was ich denn jetzt vorhätte. Ich sagte, ich wüsste es nicht und hätte über eine Ausbildung im IT-Bereich nachgedacht. Er bot mir an, in Berlin in seinem Steuerbüro anzufangen. Ich könnte jederzeit aufhören, wenn es mir nicht gefiel. Ich dachte: das wäre besser als gar nichts und willigte ein. So kam es, dass ich unter Neuroleptkika Steuerfachangestellter wurde (einer der schwierigsten Ausbildungsberufe in Deutschland), dann Bilanzbuchhalter (vor der IHK) und schließlich den Steuerberaterlehrgang machte. Doch dann griff das Schicksal ein und bescherte mir solche Prüfungsangst, dass ich die Prüfung nicht antrat. Im Jahr 2013 (meine Freundin Christina hatte mich am 31.12.12 verlassen) rauchte ich 50 Zigaretten am Tag. Ich war Kettenraucher und hatte solche Durchblutungsprobleme, dass ich im Bus meinen Arm nicht oben halten konnte, ohne dass er einschlief. Ich sagte meiner Heilpraktikerin: „Sie müssen was machen, ich rauche mich sonst tot!“ Sie telefonierte mit unzähligen Entzugskliniken in Deutschland, aber nur zwei waren bereit, mich aufzunehmen. Zu verbreitet war das Vorurteil, dass Schizophrene nunmal rauchen und davon würde man sie auch nicht abbringen können. Das sagte mir eine Psychologin wörtlich: „Nikotin und Koffein sind doch ihre Drogen! Davon kommen sie nicht los!“ Am 13.03.2013 rauchte ich die letzte Zigarette meines Lebens. Aber dafür musste ich in die Abgründe der Hölle hinabsteigen. Jedenfalls kam es, wie es immer kam, wenn ich das Rauchen aufgegeben hatte: ich wurde depressiv. Im Herbst war es dann soweit, dass ich keinen Ausweg mehr sah. Ich fing an, mir in der Wanne Gesundheit zu wünschen und himmlische Kräfte eilten mir zu Hilfe. Damals war ich so antispirituell und vernunftsbesessen, dass ich das anders erklärt habe: Ich habe durch Autosuggestionen meinem Unterbewusstsein den neuen Kurs mitgeteilt, welches dann meine Aufmerksamkeit in Richtung mögliche Genesung lenkte. So kam es also, dass mich kurz vor Weihnachten Christina anrief und meinte, es liefe etwas im Fernsehen, das mich interessieren könnte. Es war die Arte-Doku: „Kopfkino – die unbekannte Welt der Klarträumer“. Im Beschreibungstext der Fernsehzeitung, aus der sie diese Information hatte, fiel der Begriff „Oneironaut“. „Oneiros“ kommt von alltgriechisch: „Traum“ und „nautes“: „Seefahrer“, dieses Wort bedeutete also übersetzt: „Traumreisender“. Ich wartete die Ausstrahlung der Sendung gar nicht ab. In mir resonierte es derart stark, dass ich nach zweisekündigem Googeln den Entschluss fasste: Ich werde Oneironaut. Intiutiv ahnte ich, dass das der Ausweg aus der Krankheit und allem mit ihr verbundenen Übeln war. Mit dem Klarträumen kam die Achtsamkeit. Ich spürte, dass ich einen Widerspruch lebte: Ich liebte Tiere, aber ich aß täglich kiloweise Fleisch! Im Mai 2014 beschloss ich daher, auf Fleisch zu verzichten. Mal sehen, wie lange ich durchhalten würde. Schließlich hatte ich entgegen aller medizinischen Prognosen mit dem Rauchen aufgehört. Ich substituierte mit Unmengen an Fisch. Und trotzdem war der Entzug zermürbend. Er war bei weitem nicht so schlimm wie beim Nikotin, aber er dauert bis heute an (wenn auch in immer schwächerer Form). Ich träumte von Fleischbergen auf der Straße, von einer Fleischparty auf der ich Gast war und jeder ohne Haut kam, so dass das Muskelfleisch zu sehen war. Und natürlich verspeiste ich Fleisch im Traum. Bei dieser Sucht kam mir aber meine neue Fähigkeit zu Gute: Wenn ich Fleisch aß, merkte ich dass ich träume und genoss die Illusion. Heuzutage ernähre ich mich sogar im Traum vegan. Mit der Achtsamkeit und der Selbstwirksamkeit kam auch die Erkenntnis, dass ich nicht als langweiliger Buchhalter alt werden möchte. Also schrieb ich mich in Psychologie ein. Es lief hervorragend: Mit der Vision, Klartraumforscher zu werden und mit dem Klarträumen ein nicht pharmakologisches und psychotherapeutisches Heilmittel gegen Schizophrenie gefunden zu haben, hatte ich von Tag zu Tag mehr Energie. Ich setzte die Neuroleptika schrittweise ab bis ich am 16.04.2018 die letzten 25 mg Amisulprid nahm.
Am 03.06.2018 wurde ich dann in Handschellen in die Klinik eingeliefert. Rückfall. Der Aufprall war wieder hart. Eben denkst du noch, du bist der Retter aller Welten und dann musst du dir eingestehen, dass du nur wieder einmal eine Psychose hattest. Vorbei der Traum von Heilung. Vorbei der Traum der Wissenschaftskarriere. Vorbei. Ich war wieder dort, wo ich angefangen hatte. In der Klinik zwangen sie mich, Neuroleptika zu nehmen. Das ist illegal, aber ich bin trotzdem dankbar, dass es so gelaufen ist. Ich begann mit dem Meditieren, denn der Leidensdruck war so groß, dass ich dachte, ich muss etwas in meinem Leben ändern.
Ich schrieb mein Abenteuer auf, denn ich hatte die Ahnung, dass es, richtig formuliert, lustig sein könnte. Ich schickte es mehreren Personen. Meine Heilpraktikerin musste weinen und lachen zu gleich. Bernhard aus dem Tempel ist der Überzeugung, ich könnte es veröffentlichen. Und Axel Schreiber musste ebenfalls laut lachen beim Lesen und meint, man könnte fast neidisch auf diese Erfahrung sein.
Ich beschäftige mich nun seit einem halben Jahr intensiv mit dem Buddhismus. Und nach der täglichen Meditationspraxis stellte ich irgendwann fest, dass ich mir und meinem Dämon vergeben hatte. Ohne ihn wäre ich nicht Klarträumer. Ohne ihn würde ich nicht Meditieren (ich hatte eine extreme Abneigung gegen Langeweile und Stillsitzen). Ohne ihn wäre mein Leben blass und uninteressant. Ich habe Frieden mit der Vergangenheit geschlossen. Das ist ein schönes Gefühl. Ich kann endlich über meinen Jesuswahn reden. Vor der dritten Psychose im letzten Jahr weihte ich nichteinmal Ärzte und Psychologen ein – so groß war meine Scham. Eine meiner nächtlichen Phantasien war es, in die Vergangenheit zurückzureisen und mein jüngeres Ich vor den Drogen zu warnen. Jetzt würde ich das wohl nicht mehr tun. Wenn ich Gelegenheit hätte, mit meinem jüngeren Ich zu sprechen, ich würde ihm wohl sagen, was es damals schon wusste: „Höre auf deinen inneren Guru – er wird dich leiten!“
Mein Psychotherapeut meint: jede Krankheit hat eine Funktion. Und die Funktion der Psychose wäre es, mich vor Stress zu bewahren. Ich denke, es ist vielmehr, mich vor Scham zu bewahren.
In den Jahren 2004 bis 2006 ging ich mit Steffen regelmäßig in die Disko und ließ mich vollaufen. Denn nur so traute ich mich, mich auf der Tanzfläche so zu bewegen, wie ich gerne wollte. Ich bin nach wie vor ein wilder Tänzer mit 5 m Tanzradius – aber irgendwann merkte ich, dass ich den Alkohol nicht mehr brauche, um in der Disko zu tanzen. Also hörte ich auf, ihn zu missbrauchen. Jetzt, wo ich über meinen Wahn reden kann, muss ich ihn vielleicht auch nicht mehr leben. Das wäre schön. Ich muss mich nur von meiner Scham befreien. Dann hat die Psychose keine Funktion mehr. Dann hat der Dämon seine Macht verloren.
In einem Klartraum stellte ich die Frage, wie ich gesund werden kann. Die Antwort lautete: Loslassen. Das übe ich jetzt täglich. Loslassen. Vergeben. (Selbst)lieben.
Im Buddhismus gibt es eine Weisheit: Wie du andere behandelst, so behandelst du auch dich und umgekehrt. Wenn ich lerne, die Menschen zu lieben, lerne ich, mich zu lieben und umgekehrt. Und wenn ich mich liebe, brauche ich nicht mehr Jesus sein. Das ist nun mein Ziel.
Ich danke fürs Lesen und deine Aufmerksamkeit. Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen.
May you be happy and healthy! 🙂
Wer mich bei meiner wissenschaftlichen Arbeit unterstützen will und an meinem Oneironautentraining teilnehmen möchte, das ich im Rahmen meiner Bachelorarbeit an der HU veranstalte, kann mir gerne eine mail an senden. Du hast eine 50%ige Chance, in die Experimentalgruppe zu kommen.
Ich würde diese Seite gerne zu einer Plattform machen für ähnliche Psychoseberichte. Ich denke, ein wenig „grün“ hat dabei jeder Psychotiker zu berichten. Ich höre keine Stimmen, aber falls ihr welche hört, wählt doch dafür einfach eine vierte Farbe, z. B. blau!
Hi Uwe,
ich find das sehr mutig von dir, soetwas persönliches zu teilen.
Es hat mir viel Freude bereitet den Bericht zu lesen, aber auch häufig nachdenklich gestimmt.
Tatsächlich habe ich stellenweise gelacht – dafür danke ich dir. Scham zu überwinden, ist etwas wunderbares. Denn Scham überwinden heißt etwas zu riskieren und wer tut das heutzutage schon.
Schön geschrieben, konnte gut in deine Welt tauchen. Stellenweise sehr sprunghaft, aber das spiegelt wohl auch deine Erfahrungen wieder.
liebe Grüße Torben
Danke Torben!
Hey Uwe,
Danke für das Teilen des Erlebten!!
Auch sehr schön geschrieben, bei dem ersten Telefonat (11880) musste ich laut lachen, und mir gegen die Stirn schlagen, als ich gelesen habe, wie du nackt durch den Wald gerannt bist:-)
Bzw, ich halte es grundsätzlich für gesund, nackt im Wald zu sein, es kommt wahrscheinlich auf die Umstände an;-P
Liebe Grüße,
Bis gleich
Es ist der 25.12.2010. Ich sitze auf der Strasse,
hab nichts weiter außer ein paar Kleidungsstücken,
einem Aktenordner und meinem Rucksack.
Ich bin Obdachlos. Ich bin es seit 7 Monaten. Anfangs, gab es diesen Schock Moment. Alles was ich hatte war futsch. Ich schlief an der Weser, es war Sommer. Ich schlief unter dem Sternenzelt. Kehrte noch 2x bei eine Freund ein und 1x bei meiner Nichte.
Es war Anfangs ein komisches Gefühl, aber ich realisierte immer mehr, DU bist Frei!
Musst nicht für Miete, Auto, Strom. All die ganzen Sachen Sorgen. Ich war auf MICH Reduziert. Dann bin ich für Jahre abgetaucht. Ich schlief erst in einer Obdachlosen Unterkunft. Teilte mir das Zimmer mit einem Ägypter und einem Russen und zwischen durch, kam sein Freund, ein Kasache, zu Besuch. Als ich dort raus flog, Quartierte ich mich in einem Keller eines alten Fabrik Gebäudes ein. Der Winter kam und der Keller hatte
keine Fensterscheibe. Ich Sammelte Pfand und klaute. Dann kam der 25.12.2010.
Ich hatte die Nacht wenig geschlafen. Und gegen 06.20 Uhr bin ich zum Bahnhof gegangen.
Dort stand ein Zug, der nach Düsseldorf fuhr. Ich überlegte nicht, sondern stieg Direkt ein.
Von Düsseldorf ging es weiter nach Trier. Von Trier weiter nach Reimes (Frankreich)
Und von da aus weiter nach Paris. Die Anreise hatte 24 Stunden gedauert. In Paris blieb ich 6 Wochen. Von den 6 Wochen hab ich 5 Wochen nicht geschlafen.
Hab mir die Sehenswürdigkeiten angeschaut. Den Eiffelturm und Notre Damm.
An der Seine übernachtet. Wieder unter dem Freien Himmel. Nach den 6 Wochen, bin ich wieder in den Zug gestiegen. Zurück nach Stuttgart, weiter nach Köln und dann nach Hamburg. Wieder hab ich auf der Straße geschlafen. Nach einer Woche verließ ich Hamburg. Selbstverständlich mit der Bahn. Es ging weiter nach Düsseldorf. Wo ich weitere 6 Monate auf der Straße lebte. JA ich hab Zeitweise nichts zu Essen gehabt,
konnte mich nicht immer waschen. Hab über 8 Monate nicht geduscht. Aber ich war Frei!
Ich konnte hin gehen, bin hin gefahren wo ich wollte. Die Welt war Grenzenlos für mich.
Ich habe in den 2 Jahren auf der Straße, mehr über mich und den Menschen an sich gelernt. Als mir mein Vater jemals hätte beibringen können. Heute, 10 Jahre später,
Blicke ich mit einer Träne im Auge zurück. Egal wie Hart es war, so Frei wie da, werd ich niemals wieder sein. Die Gründe für meine Obdachlosigkeit waren über 2 Jahre immer stärker werdende Psychosen. Ich hab mich um nichts mehr gekümmert, weil ich nur noch versucht hatte, mit mir selber und dem was da in meinem Kopf und Körper los war,
klar zu kommen. Versteht mich nicht falsch! Die ersten Stimmen, die ich im Kopf hörte,
hatte ich mit 7 Jahren. 1987. Ich habe über die Jahre mir selber Dinge beigebracht,
um mich von den Stimmen abzulenken. Ich betreibe seit Anfang der 90er Selbstreflexion.
Habe mein Verhalten studiert, das von anderen Personen. Wie nehme ich sie wahr, wie sie mich. Wie verhalten sie sich bei dem oder dem und wie bei mir? Ich Zeichne, lege seit 25 Jahren als DJ auf. Habe als Obdachloser alte Jacken, Taschen und Regenschirme Gesammelt und daraus Jute Beutel genäht. Von Hand.
Habe alles aufgeschrieben, was mir die Stimmen erzählt haben. Ich könnt noch soviel mehr aufzählen, was ich mir selber angeeignet habe, was andere sonst in einer Klinik erst bei einer Therapie lernen. Ich bezeichne mich als Psychose Erfahren. Bedeutet: Das ich weiß, wie ich in bestimmten Situationen vorgehen muss, um bei (z.B.) einer sich anbahnenden Psychose gegen zusteuern. Ich habe 30 Jahre mit Stimmen, Druck im Kopf,
Kopfschmerzen (zum Schluss hatten die über Jahre angehalten) gelebt, bevor ich das erste mal deswegen zum Arzt gegangen bin und meine Familie und Freunde aufgeklärt habe,
was bei mir wirklich los ist. Und wenn jetzt jemand denkt: Der arme Mann!
Warum hat ihm keiner geholfen? Ich hatte meine Guten und schlechten Tage.
Aber dadurch, das ich 30 Jahre alleine dadurch gegangen bin, ich wäre heute nicht die starke Person die ich bin. Krisenfest, die Ruhe in Person auf Gut deutsch:
Absolut Tiefenentspannt.
Abschliesend möchte ich noch eins sagen: Ich bin jetzt seit Juni 2019 Stimmen und Psychose Frei! Eure Welt, eure Realität, die der Gesunden, ist stinklangweilig.
https://www.facebook.com/GeminiMonkey-108692511431373
https://hearthis.at/geminimonkey-autor/
Lieben Gruß
Jan / GeminiMonkey