Warum es besser ist, arm zu sein…

Anlass dieses Artikels ist kurzer Blickkontakt – nicht länger als eine halbe Sekunde – den ich gestern auf dem Nachhauseweg aus dem Kino hatte.

Ein Taxi parkte quer vor einer gated community, auf dem groß Uber-Werbung prankte. Ich denke, es macht nicht in vielen Universen Sinn, dass Taxiunternehmen Werbung für Uber machen, aber wir leben offensichtlich in einem davon. Das ist wie wenn ein Fleischer Werbung für vegane Ernährung und Tofu machen würde – aber ich schweife ab.

Jedenfalls entstieg eine junge androgyne Person dem Taxi und hatte drei Meter in Feindesland zu überwinden – das teilte mir zumindest ihr angsterfüllter Blick mit als unsere Augen sich trafen. Ich muss dazu sagen, dass ich ein schmächtiger langhaariger Typ bin, der einen einigermaßen gepflegten Eindruck macht – also niemand, vor dem man sich fürchten müsste. Es sei denn, man hat irrationale Angst. Angst, man könnte seine privilegierte Stellung verlieren, von der man weiß, dass man sie nicht verdient – zumindest wenn man einigermaßen reflektiert ist.

Man konnte spüren, wie der Bewohner der gated community gedanklich das Zufallen der Eisentür ins Schloss begleitete, die ihn vor normalen Menschen beschützt. Ich hatte Mitleid. Was brachte es ihm, in Friedrichshain zu leben? Ich stellte mir vor, wie er vor einem Flachbildschirm so groß wie mein Kleiderschrank sitzt und davon träumt, einfach mal Straßenbahn zu fahren. Also ohne sich 5 Bodyguards in Zivil anzuheuern, die seinen Ausflug unauffällig überwachen.

Arme reiche Menschen…

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