Rufmord? Finanzamtsvorsteher diskreditiert aufmüpfigen Studenten

Gestern scheint mein großer Tag gewesen zu sein: die Klausur lief bestens und Daniel Nachterstedt [Name geändert], der Vorsteher des Finanzamtes Treptow/Köpenick, verfasste einen Drohbrief an mich.

Nun habe ich Angst… große Angst… Was soll ich tun? Wie soll ich damit umgehen? Zur Polizei gehen? Ganz schlechte Idee, denke ich. Es hilft nur, mich zu entschuldigen. Aber zuallererst zeige ich mal den Brief: damit Sie sich selbst ein Bild machen können.

Aktenzeichen: (meine Steuernummer) und „AV“ dahinter, was immer das heißt…

Steuerangelegenheiten

Sehr geehrter Herr Krüger,

wie Sie sicherlich selbst wissen und ich Ihnen als Vorsteher des Finanzamtes Treptow-Köpenick auch noch einmal bestätige, würden die Beschäftigten meines Hauses gerne auf die Vergewaltigungsphantasie eines, wie Sie selbst schreiben, pubertären Machos verzichten. Erstaunlich ist allerdings, dass im Jahr 2017 ein Mann sich so wenig beherrschen kann, dass er sich lieber selbst in der (Internet-)Öffentlichkeit disqualifiziert als seine Entäußerungen für sich zu behalten.

In der Sache selbst habe ich die Sachbearbeiterin gebeten, die strittigen Fragen zu entscheiden und, soweit erforderlich, (geänderte) Bescheide zu erlassen. Der Rechtsweg steht Ihnen offen.

Mit freundlichen Grüßen

Daniel Nachterstedt [Name geändert]

Tja. Und nun hab ich den Salat. Der Finanzamtsvorsteher von Treptow/Köpenick unterstellt mir in einem offiziellen Brief Vergewaltigungsphantasien. Das ist ein starkes Stück. Das kann man auch nicht Kleinreden. Das ist bananenrepublikverdächtig. Fehlt nur noch, dass mir die Polizei einen Besuch abstattet.

Der Mitverfasser des Gedichtes will, dass ich seinen Namen rausnehme. Eine Freundin rät konsequent, zur Polizei zu gehen. C. meint, ich soll gar nichts machen. Die anderen schweigen. Ich interpretiere das mal als Ratlosigkeit. Und das bin ich auch: ratlos.

Ich folge meinem ersten Impuls und entschuldige mich:

Uwe Krüger

Gehsener Str. 62

12555 Berlin

Finanzamt Treptow/Köpenick

Seelenbinderstr. 99

12555 Berlin

Berlin, den 09.06.17

Steuernummer:

IHR SCHREIBEN VOM 08.06.2017 zu „Steuerangelegenheiten“

Sehr geehrter Herr Nachterstedt,

Sie jagen mir Angst ein. Ihr Brief erschreckt mich. Ich kann nur vermuten, dass ich Ihnen oder Frau Westerland [Name geändert] zumindest unangenehme Gefühle, wenn nicht gar Angst induziert habe. Das war nicht meine Absicht und ich will mich in aller Öffentlichkeit dafür entschuldigen.

Ich verabscheue Gewalt. Und daher ebenso jede Form von Vergewaltigung. Sollte ich bei Frau Westerland [Name geändert] oder bei Ihnen einen anderen Eindruck hinterlassen haben, tut mir das aufrichtig leid.

Allerdings ist Angst nicht die einzige Emotion, die ich habe. Da ist auch Wut. Wut über den Rufmord, den Sie da androhen. Ich werde nicht zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Zum einen, weil ich wahrscheinlich wenig Erfolgsaussichten gegen den Finanzamtsvorsteher hätte, zum anderen, weil Rufmord als Straftatbestand wahrscheinlich noch nicht vorliegt. Ich interpretiere Ihr Schreiben aber als Androhung eines solchen. Und das verbitte ich mir. Das ist nicht schön.

mit freundlichen Grüßen

Uwe Krüger

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